ein Vorwort

Nun geht sie also los, meine erste Radreise mit dem Rennrad. Frisch umgestiegen von dem Reiseraumschiff Liegerad, mir dem ich mir Portugal, Schweden, Kanada und Japan erobert habe, auf den kompromisslosen Carbon-Boliden von Cervélo.

Rennradtechnisch noch ganz grün hinter den Ohren also und mit gerade einmal 600 Kilometer vom harten Prologo-Sattel in die Pobacken gestanzt.

Und nun ist Hochsommer.
Perfekt für eine Zweiwochentour im Süden, oder?

Italien soll es sein. Radsportnation. Land des Giro d´Italia, der Abruzzen, der adriatischen Windstaffeln, der harten Anstiege. Kochende Sonne lodert in brennenden Lungen, nach Wasser lechzende Kehlen trocknen bei jeder schmerzenden Kurbelumdrehung - sich quälende Waden schweißnass bluten wertvolle Salze in den Asphalt.

Klingt nach Urlaub.
Italien also. Mein ganz persönlicher Giro - mioGiro.
Den Stiefel will ich reiten.

Das Maglia Rosa - das rosa Trikot des Giro-Führenden - ich will es mir verdienen. Habe eine Strecke geplant, Venedig-Catania, knapp 1.300 Kilometer. Hier will ich mir die Sporen verdienen, will mein heißes Ross ausführen, harte Etappen erleben, mich in Steigungen quälen und dem Geschwindigkeitsrausch in Abfahrten erliegen.

Das Maglia Rosa, in Gedanken wird es mir verliehen werden, so wie es einst Große wie Petacchi oder Contador trugen, so werde ich mir auch eines zulegen.

1.300 Kilometer also - durch ein Land, das neben Touristenfänge, Pizza und Machismo so viel mehr wird bieten können: Antike Hochkultur, mediterrane Lebensfreude und natürlich eine Küche, die von Frische und Handgemachtem nur so strotzt.

Also auf - Andiamo Ragazzi - die Schuhe ins Pedal geklickt und ab geht es. Venedig soll der Startpunkt und Messina, die Stadt auf der anderen Seite der Stiefelspitze mein Ziel sein. Ich werde Rom sehen, werde Berge bezwingen, werde an den Küsten von Adria und Tirrenien fahren und während draußen türkisfarbenes Meer bezirzend wie Sirenengesang lockt werde ich Blasen in den weichen Asphalt pflügen.

Was mir so auf den am Ende nicht ganz 1.300 Kilometern mit meiner Rennmaschine passiert ist, was Johann Wolfgang von Goethe und die Weltmeisterschaft damit zu tun haben?

Nun ... viel Spaß beim Lesen.
Viel Spaß bei mioGiro.
Ich hatte ihn auch.


Hamburg, Juni 2010



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